Präeklampsie

Präeklampsie ist eine schwangerschaftsbedingte Erkrankung, die durch einen Anstieg des Blutdrucks und das Auftreten von Eiweiß im Urin nach der 20. Schwangerschaftswoche gekennzeichnet ist. Sie betrifft etwa 5-8% der Schwangerschaften weltweit und kann ernsthafte Komplikationen mit sich bringen. Erfahren Sie hier alles über Ursachen, Symptome und Behandlung einer Präeklampsie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Präeklampsie?

Präeklampsie ist eine medizinische Bezeichnung für das erstmalige Auftreten oder eine Verschlimmerung von hohem Blutdruck in Kombination mit einer erhöhten Ausscheidung von Eiweiß im Urin, welches nach der 20. Schwangerschaftswoche auftritt. Präeklampsie kann sowohl für die werdende Mutter als auch für das ungeborene Baby lebensbedrohlich werden, insbesondere wenn sie sich zu fortgeschritteneren Stadien wie dem HELLP-Syndrom oder Eklampsie entwickelt.

Ursachen von Präeklampsie

Die genauen Ursachen der Präeklampsie sind nicht vollständig bekannt, jedoch wird angenommen, dass sie mit einer Kombination aus genetischen, immunologischen und vaskulären Faktoren zusammenhängen. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren für die Entwicklung einer Präeklampsie sind:

Probleme mit der Plazenta

Es wird angenommen, dass die Plazenta eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Präeklampsie spielt. Eine unzureichende Durchblutung der Plazenta aufgrund von Problemen in den Blutgefäßen kann zu einer gestörten Versorgung des Fötus mit Nährstoffen und Sauerstoff führen, was zu den charakteristischen Merkmalen der Präeklampsie wie hohem Blutdruck und Proteinurie beiträgt.

Genetische Faktoren

Es gibt Hinweise darauf, dass genetische Faktoren bei der Anfälligkeit für Präeklampsie eine Rolle spielen können. Frauen, bei denen Präeklampsie in der Familie vorkommt, haben möglicherweise ein erhöhtes Risiko, selbst an Präeklampsie zu erkranken.

Immunologische Faktoren

Es wird vermutet, dass eine Fehlregulation des Immunsystems bei der Entstehung von Präeklampsie der Fall sein kann. Das Immunsystem der Schwangeren reagiert möglicherweise abnormal auf die Plazenta, was zu Entzündungsreaktionen und Gefäßschäden führen kann.

Vaskuläre Probleme

Präeklampsie wird mit vaskulären Problemen in Verbindung gebracht, wie einer verminderten Fähigkeit der Blutgefäße, sich zu erweitern und zu kontrahieren (Endotheldysfunktion). Dies kann zu einer gestörten Durchblutung und Blutdruckregulation führen.

Erstgeburt oder erstmalige Schwangerschaft

Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind oder ihr erstes Kind erwarten, haben ein höheres Risiko für Präeklampsie. Die genauen Gründe dafür sind nicht bekannt, jedoch wird vermutet, dass dies mit den Anpassungsprozessen des mütterlichen Organismus an die Schwangerschaft zusammenhängen könnte.

Andere Risikofaktoren

Weitere Risikofaktoren für die Entwicklung von Präeklampsie sind ein fortgeschrittenes mütterliches Alter, eine frühere Erkrankung mit Präeklampsie, Mehrlingsschwangerschaften, Übergewicht oder Adipositas vor der Schwangerschaft, chronischer Bluthochdruck, Diabetes oder Nierenerkrankungen.1

Präeklampsie: Symptome

Die Symptome einer Präeklampsie können sich je nach Frau und Ausprägung der Erkrankung unterscheiden. So haben einige Frauen nur leichte Symptome, während bei anderen schwerwiegende Indikatoren auftreten. Ein wichtiges Merkmal für eine Präeklampsie kann ein deutlicher Anstieg Ihres Blutdrucks sein und auf eine gestörte Durchblutung hinweisen.

Erhöhtes Ausscheiden von Eiweiß im Urin kann ein weiteres Merkmal von Präeklampsie sein und durch einen Urintest festgestellt werden. Plötzlich auftretende, starke Schwellungen (Ödeme), insbesondere in den Händen, Füßen, Knöcheln und im Gesicht können auf die Erkrankung mit Präeklampsie hinweisen. Weitere Symptome einer Präeklampsie sind:

  • Kopfschmerzen: Anhaltende und starke Kopfschmerzen, die trotz Ruhe oder gängiger Schmerzmittel nicht verschwinden, können ein Anzeichen für Präeklampsie sein.
  • Sehstörungen: Veränderungen des Sehvermögens wie verschwommenes Sehen, Lichtempfindlichkeit, Flimmern oder vorübergehender Verlust des Sehvermögens können auftreten.
  • Oberbauchschmerzen: Schmerzen im rechten Oberbauch können ein Symptom von Präeklampsie sein. Diese Schmerzen können sich wie starke Magenschmerzen oder Krämpfe anfühlen.
  • Übelkeit und Erbrechen: Einige Frauen mit Präeklampsie können Übelkeit und Erbrechen oder allgemeines Unwohlsein verspüren.
  • Verminderte Harnausscheidung: Ein verringertes Urinvolumen oder eine verringerte Häufigkeit des Wasserlassens kann ein Hinweis auf Präeklampsie sein.2

Eklampsie

Die Eklampsie ist eine äußerst ernste und lebensbedrohliche Komplikation, die im Zusammenhang mit schwerer Präeklampsie während der Schwangerschaft auftritt. Sie zeichnet sich durch das Auftreten von Krampfanfällen oder epileptischen Anfällen bei einer schwangeren Frau aus, die zuvor keine Vorgeschichte von Anfällen hatte.

Die Eklampsie kann sowohl für die Mutter als auch für das Baby schwerwiegende gesundheitliche Gefahren mit sich bringen, weshalb eine sofortige medizinische Behandlung notwendig ist, um die Anfälle zu kontrollieren und die Gesundheit beider zu schützen.

Wie läuft ein Präeklampsie-Test ab?

Der Präeklampsie-Test besteht aus verschiedenen Schritten, die während der vorgeburtlichen Betreuung einer schwangeren Frau durchgeführt werden. Zunächst wird eine ausführliche Anamnese erhoben, um Informationen über die medizinische Vorgeschichte zu sammeln. Dies beinhaltet Fragen zu vorherigen Schwangerschaften, Vorerkrankungen und Familienanamnese, insbesondere in Bezug auf Präeklampsie.

Bei jedem Besuch während der Schwangerschaft wird der Blutdruck der Frau gemessen, da ein erhöhter Blutdruck ein wichtiges Merkmal von Präeklampsie ist. Wenn der Blutdruck dauerhaft über 140/90 mmHg liegt, wird dies als potenzielles Anzeichen für Präeklampsie betrachtet.

Eine Urinuntersuchung wird ebenfalls regelmäßig durchgeführt, um das Vorhandensein von Eiweiß im Urin (Proteinurie) zu überprüfen. Erhöhte Proteinwerte können auf Präeklampsie hinweisen.

Blutuntersuchungen spielen eine wichtige Rolle bei der Präeklampsie-Diagnose. Dabei werden verschiedene Parameter überprüft, wie der Harnsäuregehalt, Leberenzyme wie AST und ALT sowie die Blutplättchenzahl. Abnormale Werte können auf eine gestörte Leber– oder Nierenfunktion hinweisen, die mit Präeklampsie in Verbindung stehen kann.

Eine Ultraschalluntersuchung kann den Blutfluss in den Blutgefäßen der Plazenta und des Fötus überwachen. Eine abnormale Durchblutung kann auf eine unzureichende Versorgung hinweisen, die mit Präeklampsie in Verbindung gebracht wird.

Falls bei Ihnen der Verdacht oder die Diagnose einer Präeklampsie besteht, sollten Sie die Veränderungen und das Auftreten der Symptome achten und weiteres Vorgehen in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt besprechen.

Präeklampsie: Behandlung

In den meisten Fällen erfordert Präeklampsie während der Schwangerschaft eine besondere Beobachtung. Die Behandlung der Erkrankung hängt hierbei vom Schweregrad, dem Gesundheitszustand von Mutter und Kind sowie dem Fortschritt der Schwangeschaft ab.

  1. Bettruhe: Bei leichter Präeklampsie kann Bettruhe empfohlen werden, um den Blutdruck zu senken und die Belastung des Körpers zu reduzieren.
  2. Blutdruckkontrolle: Ein erhöhter Blutdruck wird in der Regel mit blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt, um das Risiko von Komplikationen wie Krampfanfällen zu reduzieren. Die Auswahl der Medikamente hängt von der Schwere der Präeklampsie, dem Gestationsalter und dem Gesundheitszustand der Mutter ab.
  3. Kontrolle des Flüssigkeitsgleichgewichts: Eine ausgewogene Flüssigkeitszufuhr wird empfohlen, um eine ausreichende Hydratation aufrechtzuerhalten. In einigen Fällen kann eine begrenzte Flüssigkeitszufuhr erforderlich sein, um die Belastung der Nieren zu reduzieren.
  4. Überwachung von Laborwerten: Regelmäßige Blutuntersuchungen werden durchgeführt, um den Harnsäuregehalt, die Leberenzyme, die Blutplättchenzahl und andere Parameter zu überprüfen. Abnormale Werte können auf eine Verschlechterung der Präeklampsie hinweisen und die weitere Behandlung beeinflussen.
  5. Antikonvulsiva: In schweren Fällen von Präeklampsie kann die Gabe von Antikonvulsiva wie Magnesiumsulfat erwogen werden, um das Risiko von Krampfanfällen (eklamptische Anfälle) zu reduzieren.
  6. Induktion der Geburt: Bei fortgeschrittener Präeklampsie oder wenn das Leben der Mutter oder des Kindes gefährdet ist, kann eine vorzeitige Geburt (Induktion) notwendig sein, um die Erkrankung zu kontrollieren und Komplikationen zu vermeiden.
  7. Krankenhausaufenthalt: Schwere Fälle von Präeklampsie erfordern möglicherweise einen Krankenhausaufenthalt, um die Überwachung von Blutdruck, Urinproben, Blutwerten und anderen vitalen Anzeichen zu ermöglichen.

Die individuelle Behandlung einer Präeklampsie wird vom behandelnden Arzt getroffen, um die bestmöglichen Erfolge zu erreichen.

Folgen einer Präeklampsie in der Schwangerschaft

Eine Präeklampsie kann verschiedene Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind haben. Zu den Auswirkungen auf die Mutter zählen:

  • Erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Frühgeburt, Plazentaablösung und Blutungen.
  • Erhöhtes Risiko für Organschäden, insbesondere der Leber und Nieren.
  • Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in späteren Lebensphasen.
  • Erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes in späteren Lebensphasen.
  • Erhöhtes Risiko für eine wiederkehrende Präeklampsie in zukünftigen Schwangerschaften.

Auswirkungen auf das Kind

  • Eingeschränktes fetales Wachstum (IUGR), bei dem das Kind kleiner als erwartet ist.
  • Erhöhtes Risiko für Frühgeburten.
  • Erhöhtes Risiko für Sauerstoffmangel während der Geburt.
  • Erhöhtes Risiko für Entwicklungsverzögerungen und langfristige neurologische Probleme.
  • Erhöhtes Risiko für eine niedrige Apgar-Punktzahl, die die Vitalität des Neugeborenen nach der Geburt bewertet.

Nicht jede Schwangerschaft mit Präeklampsie muss zwangsläufig zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Eine frühe Diagnose, Überwachung und Behandlung der Präeklampsie können das Risiko reduzieren.

Präeklampsie vorbeugen

Eine Vorbeugung von Präeklampsie während der Schwangerschaft ist nur zu einem gewissen Grad möglich. So können bei einem erhöhten Risiko Präventionsmaßnahmen ergriffen werden, um den Krankheitsverlauf hinauszuzögern.

Durch die tägliche Einnahme von 150 Milligramm Acetylsalicylsäure (ASS) zwischen der 16. bis Ende der 34. SSW kann das Erkrankungsrisiko gesenkt werden. Das Risiko, im späteren Verlauf der Schwangerschaft an Präeklampsie zu erkranken, bleibt trotz der Einnahme von Acetylsalicylsäure dennoch erhalten.

Häufige Fragen

Das Risiko von Präeklampsie ist in der Regel ab der 20. Schwangerschaftswoche erhöht. Präeklampsie kann aber auch nach der Geburt, insbesondere innerhalb der ersten Wochen nach der Entbindung auftreten.

Die genauen Ursachen von Präeklampsie sind noch nicht vollständig verstanden. Es wird angenommen, dass mehrere Faktoren wie eine unzureichende Durchblutung der Plazenta, Gefäßveränderungen, immunologische Reaktionen sowie genetische Einflüsse eine Rolle spielen.

Präeklampsie kann zu einer eingeschränkten Durchblutung der Plazenta führen, was das Wachstum des Babys beeinträchtigen kann. Es kann zu Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und anderen Komplikationen für das Kind führen.

Präeklampsie ist eine Erkrankung, die mit einem erhöhten Blutdruck und einer Schädigung der Organe einhergeht. Wenn Präeklampsie unbehandelt bleibt, kann sie zur Eklampsie fortschreiten, die durch das Auftreten von Anfällen oder Krampfanfällen gekennzeichnet ist. Eklampsie ist eine lebensbedrohliche Komplikation von Präeklampsie.

Frauen, die eine Präeklampsie haben, haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte langfristige gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Nierenerkrankungen. Regelmäßige ärztliche Kontrollen und eine gesunde Lebensweise können helfen, diese Risiken zu minimieren.

Das könnte Sie auch interessieren

  1. MSDManuals; https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/schwangerschaftskomplikationen/pr%C3%A4eklampsie-und-eklampsie, letzter Abruf 13.10.2023
  2. AWMF; https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-018l_S2k_Diagnostik_Therapie_hypertensiver_Schwangerschaftserkrankungen_2019-07.pdf, letzter Abruf 13.10.2023
Teilen
Teilen
Teilen
Teilen
Newsletter abonnieren

Erhalten Sie neueste Informationen und wertvolle Tipps rund um das Thema Gesundheit.